Ich sitze gerade im Zug von Visp nach Chur (en uuu hüere wiiti…) und habe daher genug Zeit, mich mit der Zukunft von Apple auseinanderzusetzen. Eigentlich geht es der Firma prächtig, ja besser als je zuvor.
An alle Tim Cook Kritiker: Er macht seinen Job gut, denn er verdoppelte während seiner Führung bei Apple den Aktienpreis. Zudem präsentierten sie gerade das iPhone X und 8 sowie die neuen Versionen von iOS 11 und macOS High Sierra, eine neue Apple Watch Series 3 mit LTE und bis Ende des Jahres gibt es noch einen neuen iMac Pro und nicht zu vergessen den HomePod.
Alles in Butter? Kurzfristig definitiv. In den nächsten Jahren wird Apple weiterhin die führende Technikfirma sein, an welcher sich andere Unternehmungen messen müssen. Der grosse (und heute noch fast einziger) Unique Selling Point von Apple ist und bleibt ihr sogenanntes Ecosystem. Software und Hardware stammen vom selben Hersteller, sodass die Integration von neuen Produkten reibungslos verläuft.
Apple-User kennen es: Eine SMS auf dem Mac verschicken und wenn man auf dem iPhone etwas kopiert und am iPad einfügt, funktioniert dies reibungslos. Es wird ersichtlich, dass es nicht die Hardware ist, welches Apple wachsen liess, sondern die Integration der Software.
Steve Jobs verglich die Software mit der Seele eines Produkts. Gar nicht so falsch aus meiner Sicht. Die Software entscheidet, ob die so wichtige User Experience positiv oder negativ ausfällt. Wie einfach kann sich Technik in meinen Alltag integrieren und Probleme lösen? Egal ob das Smartphone 8GB RAM und den besten Prozessor verbaut hat, wenn die Software nichts taugt, ist die Experience schlecht und Technik wird ein Graus zum Bedienen.
Die Liebe für das Detail geht verloren.
Es ist also die Software und ihr Ecosystem, welche Apple von der Konkurrenz unterscheidet. Und genau hier fehlt es bei Apple gewaltig an Qualitätskontrollen. Es ist kein Problem, wenn Software mit Bugs lanciert werden. Dies ist ganz normal. Dennoch fehlt die Liebe zum Detail– etwas, was unter Steve Jobs regelrecht gelebt wurde. Scott Forstall, ex-iOS-Software-Boss, setzte sich mit einer Lupe vor das iPhone und kontrollierte jeden Millimeter des Betriebssystems; und diese meine ich wirklich nicht metaphorisch.
Es sind kleine Sachen: Vor einem Jahr präsentierte Apple ein neues Design von Apple Music. Eine dicke und grosse Schrift sollte den Usern helfen, sich zu orientieren. Dieses Design wurde nun in weitere Applikationen in iOS 11 übernommen (Notizen, Nachrichten, Einstellungen…)
Und was geschah mit Apple Music? Diese Abteilung entschied sich nun die Schrift um einiges dünner darzustellen. So wirkt iOS 11 (und bereits iOS 10) an ganz vielen Stellen nicht mehr wie eine Einheit.
Zudem schlichen sich seit iOS 7 (jups 7…) jede Menge Framedrops in die Animationen ein und diese sind auch bei neueren Geräten zu sehen. Fallen dir die Framedrops beim 3D Touch auf ein Element auf? Unter iOS 10 waren diese noch flüssig. Ob dieses Problem mit einem Update behoben wird? Wer weiss.
Chris Pirillo, ein Tech-Influencer auf Youtube, beschreibt dies perfekt: „Kaufe ein Produkt nicht, für was es sein könnte, sondern für was es zurzeit ist.“
Ja, es ist meckern auf hohem Niveau. Und dennoch zahlen Kunden bei Apple am meisten Geld und haben dementsprechend ein Anrecht darauf, dass auf ihrem neuen 1200 Franken iPhone keine Framedrops zu sehen sind.
Apple hatte bisher eigentlich immer nur eine Sache gemacht…
Und zwar Computer für die breite Masse zur Verfügung gestellt. Du wirst dich vielleicht Fragen: „Mit diesen Preisen?“ Jup, Steve Jobs hatte stets die Intention, Computer für den Heimgebrauch produzieren zu können. Die breite Masse sollte diese wunderbare Technik im Haushalt haben, denn sie wird Leben verändern. Damit hatte er recht und konnte dadurch einen riesigen Markt ansprechen.
Heute besitzen viele Menschen zu Hause einen Computer. Nicht nur aber auch durch Steve Jobs wurden Computer zum Alltagsgebrauch.
Diese Stationen bleiben abgesehen von den Laptops zu Hause. Vor 2007 hatte man unterwegs nicht wirklich einen tollen Computer bei sich. Ich weiss, die Blackberry Smartphones gab es und dennoch waren diese zu kompliziert und nicht benutzerfreundlich für die breite Masse. Was war also zu tun? Ein Smartphone entwickeln mit einem für die damalige Zeit grossen Touchscreen und einem einfachen OS. That’s it – that’s the iPhone. Und durch diese neue Philosophie tragen wir heute in Form von Smartphones (egal ob Android oder iOS) Computer immer mit uns.
Auf das Bedürfnis: Computer für zu Hause entwickelte Apple den Mac und auf das Bedürfnis Computer für unterwegs präsentierte Apple das iPhone.
Apple schaffte es also, den Computer für zu Hause und unterwegs zu revolutionieren und lebte viele Jahre profitabel davon. Ausnahme war an sich nur der iPod. 2001 vorgestellt wurde das Produkt derart zum Renner, dass Apple durch den iPod am meisten Geld generierte und Apple mit iTunes und dem Produkt sozusagen zur Musikfirma wurde. Musik bleibt durch die Produkte wie Apple Music und AirPods weiterhin in der Apple-DNA.
The Future of Apple
Wir haben also einen Computer zu Hause und unterwegs. Das heisst überall. Dieses Bedürfnis ist befriedigt und Apple hatte bislang an sich „nur“ darin wirklichen Erfolg – dies ist selbstverständlich ganz banal ausgedrückt. Denn, natürlich verkauft sich die Apple Watch als Smartwatch blendend; jedoch kann die Firma von diesem Produkt nicht leben und es ist definitiv nicht die Antwort auf die Frage: Was kommt nach dem iPhone?
Gibt es darauf überhaupt eine Antwort? Ich denke nicht, dass das Smartphone in den nächsten Jahren verschwinden wird. Auf dem grossen Display zu zocken, Videos zu gucken und eine Mail zu schreiben, wird wichtig und zentral bleiben. Das Smartphone hat die ideale Grösse, um diese Aktivitäten unterwegs zu erledigen. Diese einfache Interaktion wird eine AR-Brille wohl nicht erledigen können. Das Smartphone wird daher als Hub immer wichtiger, wo in Zukunft mehr und mehr Geräte darüber angeschlossen werden; wie es der PC vor wenigen Jahren noch war.
Und dennoch wird es die Brille sein, welche den Companys in den nächsten Jahren Wachstum bescheren wird. Eine stylische Brille ist gut und gerne 500 Franken teuer. Verpackt mit Technologie könnte Apple, Google und co. dieses Zusatzprodukt zum Smartphone sogar teurer verkaufen, als das Hub Gerät selber.
Unsere Generation wird durch die Watch bereits darauf vorbereitet, dass Technik stets mit dabei und in unserem Leben integriert ist. Schreibt jemand eine SMS, so vibriert das Teil am Handgelenk. Es ist viel aufdringlicher als das Smartphone in der Hosentasche. Technologie wird nun getragen.
Die nächste, logische Evolution wird sein, dass Informationen auf ein Display vor dem Auge angezeigt werden. Snap und Google haben es mit ihren Brillen bereits vorgemacht. Für den Massenmarkt taugen jedoch beide nichts. Ob Apple dies verändern kann?
Quelle Titelbild: wonderfulengineering.com