Jeder Tag ist Kinderbuchtag

Der internationale Kinderbuchtag wird am 2. April gefeiert. Doch eigentlich sollte jeder Tag ein Kinderbuchtag sein. Auch im Oberwallis zeichnen sich neue Trends ab.
(Foto: Kurt Schnidrig)

Am Dienstag, 2. April, ist internationaler Kinderbuchtag. Eingeführt wurde der Kinderbuchtag bereits im Jahr 1967 auf Initiative des „International Board on Books for Young People“ (IBBY). Der 2. April ist der Geburtstag des dänischen Dichters Hans Christian Andersen, er wurde im Jahr 1805 geboren. Der Tag verfolgt vor allem das Ziel, die internationale Verständigung mit Hilfe von Kinder- und Jugendliteratur zu fördern. Kindern in aller Welt soll der Zugang zu Büchern ermöglicht werden. Der Kinderbuchtag soll aber auch wissenschaftlichen Diskussionen rund um Kinderliteratur dienen.

Neue Trends auf dem Kinderbuch-Markt. Geht es nach den Technik-Freaks, dann ist das alleinige Vorlesen von Kinderbüchern überholt. Sie fordern, dass auch Kinder heute Bücher interaktiv lesen und betrachten sollen. Kinder müssten mit den Figuren innerhalb einer Geschichte virtuell agieren können, glauben sie. Möglich macht dies die sogenannte AR-Technik. Die Abkürzung AR steht für Augmented Reality. Dazu braucht es eine eigene App, die auf dem Smartphone oder auf dem Tablet installiert wird. Richtet nun ein Kind die Kamera seines Smartphones oder des Tablets aufs Buch, dann bewegen sich die Figuren, und dies sogar vor einem realen Hintergrund, den die Kamera ja auch mit filmt. Das Kind kann sogar zum Regisseur einer Geschichte werden, denn es kann mit Wischgesten die Geschwindigkeit und die Richtung steuern, in die sich die Figuren bewegen sollen. Kinder können auch noch andere Features nutzen: Sie können das Bild verändern, oder sie können den Sound zuschalten. So brüllt zum Beispiel der Tyrannosaurus Rex im Bilderbuch auf Kommando oder er tappst schwerfällig über die Buchseiten.

Ein Walliser Bilderbuch mit AR-Technik. Das erste Bilderbuch im Wallis mit Augmented-Reality-Technologie trägt den Titel „Valis Welt“ und ist vor kurzem im Rottenverlag in Visp erschienen. In diesem Buch geht es um ein schwieriges und komplexes Thema, und da kann die AR-Technologie gute Dienste leisten. Das Blderbuch handelt vom Projekt „Raumentwicklung 2020“. Welche Veränderungen das Raumentwicklungs-Konzept für künftige Generationen mit sich bringt, das lässt sich erst in ein paar Jahren genau feststellen. Es werden also unsere Enkel sein, die sich mit den Folgen der Veränderungen auf dem Gebiet des Kantons Wallis auseinandersetzen müssen. Aufgrund dieser Überlegung hatte der Chef der Dienststelle für Raumentwicklung die Idee, mit einem Bilderbuch in AR-Technik den kleinen und grösseren Walliser*innen die Raumplanung näher zu bringen. Wird sich die neue AR-Technologie in Bilderbüchern durchsetzen? Sicher ist, dass sich interaktive Zusätze aus Kinderperspektive erübrigen. Die eigenen Bilder im Kopf, das „Kopfkino“, muss auch noch in unserer technikverliebten Zeit das oberste Ziel aller pädagogischen und küntlerischen Bemühungen bleiben.

Zurück zu den klassischen Bilderbüchern? Herkömmliche Bilderbücher werden wohl auch in Zukunft angesagt bleiben. Fast alle unter uns haben mit einem Bilderbuch erste Leseerfahrungen gemacht. Vielleicht mit „Max und Moritz“ von Wilhelm Busch? Oder mit dem „Regenbogenfisch“? Oder vielleicht gar mit der „Raupe Nimmersatt“? Immer ist auch der zwischenmenschliche Kontakt wichtig. Der Papa, die Mama, Beziehungs- oder Lehrpersonen betrachten zusammen mit dem Kind ein Buch, sie lesen vor, sie erklären.

Bücher aus der Region. Herkömmlich-klassische Bilderbücher stammen auch aus unserer Region. Soeben erschienen im Rottenverlag ist das Bilderbuch mit dem Titel „Vill z vill Schnee fer du Felix“. Es handelt sich dabei um eine Wintergeschichte aus einem Bergdorf. Hintergründig geht es ums Warten, es geht um die Geduld, und es geht schliesslich um einen grossen Traum eines kleinen Jungen. Das wunderschöne Bilderbuch stammt vom Autor Rolf Jeitziner, die Künstlerin Barbara Seiler hat das Büchlein liebevoll illustriert. Das Buch ist in Dialekt oder auch in Hochdeutsch erhältlich.

Die beiden Autorinnen Daria Burgener und Jeannine Lerjen haben ein eigenes Bilderbuch herausgebracht, das sie selber konzipiert, getextet und illustriert haben: „Der schönschtusch Schatz“. (Foto: Kurt Schnidrig).

Bilderbücher selber herstellen. Mit viel Liebe und Einfallsreichtum werden in unserer Region auch immer wieder selbstgemachte Bilderbücher angepriesen, meistens sind sie im Eigenverlag hergestellt worden. Darunter finden sich auch pädagogisch und künstlerisch wertvolle Trouvaillen. Die beiden Autorinnen Daria Burgener und Jeannine Lerjen zum Beispiel haben kürzlich druckfrisch ein eigenes Bilderbuch herausgegeben. Es trägt den Titel „Der schönschtusch Schatz“. Das Buch geht der Frage nach, was denn wohl das Wichtigste in unserem Leben sei. Das ist ein zauberhaftes Bilderbuch, vielleicht technisch nicht ganz ausgereift, aber passend für unsere Region und in bestem Walliserdialekt verfasst.

Jeder Tag ein Kinderbuchtag. Kinder sollten mit guten Kinderbüchern aufwachsen. Wer schon früh mit Büchern aufwächst, der wird ein Leben lang eine Leserin oder ein Leser bleiben. So gesehen, müsste eigentlich jeder Tag auch ein Kinderbuchtag sein.

Text und Fotos: Kurt Schnidrig