Eine gelungene Mariage

Die Zusammenarbeit zweier Oberwalliser Kulturschaffender trägt weiterhin Früchte. Die Texterin Cornelia Heynen-Igler und die Illustratorin Helga Zumstein präsentierten einen Band mit bebilderten Kurzgeschichten. „StillLeben – Frauengeschichten“ ist im Rotten Verlag erschienen. Laudator Charles Stünzi bezeichnete das Zusammenspiel von Bild und Text, aber auch die Zusammenarbeit der beiden Kulturschaffenden, als eine „gelungene Mariage“.

Stärke, dein Name sei Weib. Charles Stünzi, Ko-Präsident der Vereinigung der deutschsprachigen Walliser Autorinnen und Autoren WAdS, leitete seine Laudatio ein mit einem Shakespeare-Zitat aus Prinz Hamlet. Das originale Zitat lautet zwar: „Schwachheit, dein Name ist Weib“. Doch hatte Shakespeare sein Werk bereits im Jahr 1602 fertiggestellt. Und vor allem: Shakespeare kannte Cornelia Heynen-Igler nicht. Charles Stünzi lieferte in der Folge unschlagbare Argumente für die starke Persönlichkeit der Autorin. Er rühmte ihre Durchschlagskraft und ihre Intelligenz, die sie nicht nur beim Texten, sondern durchaus auch im Gespräch an den Tag legen würde. Mit Cornelia Heynen-Igler sei es nie langweilig, immer unterhaltsam und jede Begegnung mit ihr sei gewinnbringend. Der Laudator hielt nicht hinter den Berg mit Komplimenten, die selbst eine Walliserin mit Zürcher Wurzeln leicht erröten liessen: Die Autorin sei feminin, sexy, extravagant, attraktiv, elegant und charmant, dazu auch noch souverän, selbstbestimmt, und so gar keine Emanze, nicht belehrend und überhaupt nicht zickig. Das Publikum nickte artig und zustimmend.

Die Kurzgeschichten in „StillLeben“ waren den Besucherinnen und Besuchern grösstenteils bereits aus früheren Publikationen und Auftritten bekannt. So ging denn auch Laudator Stünzi nicht mehr näher auf die Erzählungen ein. Bei der Lektüre scheine das Leben stillzustehen, fasste er zusammen. Auffallend an den Erzählungen „Parallelwelten“ und „Das kleine Unglück“ sei das personale Erzählen. Weder ein auktorialer Erzähler noch ein Ich-Erzähler sei feststellbar. Der offene Schluss in „Das kleine Unglück“ lasse der Phantasie der Leserschaft viel Freiraum. Stünzi verglich die Erzählungen mit „Spielformen des Episodenromans“. Dagegen seien die Kurzgeschichten „Witwensommer“ und „Nelken sind keine Rosen“ eher von traditioneller Machart. Im Übrigen würden die Geschichten „natürlich, geschmeidig und elegant“ rüberkommen, sagte Stünzi, die Sätze seien nicht verschachtelt. Vieles sei „toll gesagt, präzise ausgedrückt und mit reichem Vokabular umschrieben“.

 

Das Zusammenrücken von Text und Bild sei das Ergebnis einer „gelungenen Mariage“ von zwei Kulturschaffenden, gab sich Stünzi überzeugt. Den Illustrationen der Künstlerin Helga Zumstein bescheinigte er ein grosses Ausdrucksspektrum. Bebilderungen wie „Süsse Hölle“, „Die wütende Braut“ oder „Auch eine Vorstellung von Traumkarriere“ offenbarten auch eine zynische und ironische Seite der Künstlerin.

Strotzend vor neu gewonnenem Selbstbewusstsein präsentierte sich die Künstlerin Helga Zumstein dem Publikum in ihrem eigenen Künstleratelier. Es sei ihr „egal, was andere von meinen Bildern denken“. Sie benutze immer eine Vorlage, da entstehe nichts frei aus dem Kopf heraus. Ihre „Bilder der Woche“ sind mittlerweile zu einem heissen Insider-Tipp avanciert. Rund 300 dieser kleinen und überaus aussagekräftigen Bilder sind das Ergebnis zahlreicher begeisterter Auftraggeberinnen und -geber. Die Künstlerin versieht die Illustrationen zusätzlich noch mit Mustern, Klebern und anderen Eigenheiten. Nebst den vielen kleinformatigen Bildern beeindrucken die grossen Bilder, die sie in vielerlei Techniken herstellt, mit Bleistift etwa, mit Neocolor oder auch in Öl.

Das hundertseitige Büchlein mit den Kurzgeschichten „Das kleine Unglück“, „Nelken sind keine Rosen“, „Witwensommer“ und „Parallelwelten“ ist im Rotten Verlag erschienen. Verlagsleiter Rico Erpen und Robert Filipponi zeichnen für die Gestaltung verantwortlich. Die Autorin dankte Engelbert Reul für das Lektorat und ihrem Mann Erich für das geduldige Zuhören bei der Entstehung der Geschichten. Sie verwöhnte die Zuhörerschaft mit einigen knackigen Passagen aus ihren Texten. Ihren Vortrag unterstützte sie mit einer adäquaten Mimik und mit einladender Gestik.

Text und Fotos: Kurt Schnidrig