Milena Mosers Amerikatrip

Mit ganz genau 20 Büchern gehört Milena Moser zu den erfolgreichen Schweizer Autorinnen. Im Literaturbetrieb musste sie sich diesen Platz an der Sonne allerdings hart erkämpfen. Die Tochter einer Psychologin und eines Schriftstellers schreckte auch nicht davor zurück, einen eigenen Verlag zu gründen. Denn die Verlagslandschaft in der Schweiz entsprach lange Zeit nicht ihrem gusto. Vor drei Jahren wanderte sie in die USA aus. Dort, in Santa Fe, widmet sie sich ganz dem Schreiben. Ihr Amerikaroman wird von der Literaturkritik als ihr bis anhin bester Roman gefeiert. Anfangs September ist Milena Moser in Brig zu erleben.

Hinaus in die weite Welt. Jeder, der in der Schweiz schon mal etwas Eigenes herausgeben wollte, musste wohl zuerst einmal eine bittere Erfahrung machen. Die grossen Verlage sind bedient mit eigenen Hausautoren, und die Kleinverlage verlangen teils utopische Kostenbeteiligungen von den Autoren. Nirgendwo sind die Druckkosten so teuer wie in der Schweiz. Auch Milena Moser war eine von jenen Autorinnen, die sich vorerst enttäuscht vom kostspieligen einheimischen Verlagswesen abwandte. Sie gründete einen eigenen Verlag, den Krösus-Verlag. Und sie schlug damit den Verlagsbossen in unserem Land ein Schnippchen. Mit ihrem Roman „Die Putzfraueninsel“ landete sie einen Bestseller. Es folgte – ebenfalls im Eigenverlag – „Das Schlampenbuch“ mit Erzählungen. Der deutsche Rowohlt-Verlag erkannte daraufhin Milena Mosers  Talent und veröffentlichte ihre „Blondinenträume“ und weitere Romane. In der Folge wechselte sie zum Münchner Blessing-Verlag, wo sie zuletzt mit „Schlampen-Yoga“ und „Stutenbiss“ reüssierte. Seit acht Jahren veröffentlicht sie in München bei Nagel & Kimche. Dieser Verlag hat auch in Zürich eine Niederlassung, die jetzt ihren Amerikaroman herausgibt unter dem Titel „Land der Söhne“.

Land der Söhne. Wer sich in Milena Mosers neuen Roman hineinliest, der findet sich fürs erste in einer Auswanderer-Geschichte wieder. Schon bald wird man jedoch als Leser gewahr, dass es in dieser Geschichte um sehr viel mehr geht. Es geht um das Erwachsenwerden, und es geht vor allem auch um die Frage: Welchen Preis hat ein Leben in Freiheit? Was alles müssen wir opfern, um in Freiheit leben zu können? Dabei bedient Milena Moser auch einige amerikanische Auswanderer-Klischees. Sie tut dies allerdings glaubhaft, und sie bestätigt den amerikanischen Anspruch, ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu sein. Wie eine sogenannte Tellerwäscher-Karriere im Land der unbegrenzten Möglichkeiten geht, das lebt uns Lou vor, so heisst der Protagonist in Milena Mosers Buch „Land der Söhne“. Der Schweizer Auswanderer Lou schafft es nach Hollywood und ergattert sich dort den Job eines Filmproduzenten.

Ein fatales Erbe. Als Lou jedoch plötzlich stirbt, müssen seine Kinder nach Amerika reisen, um das Erbe des Vaters anzutreten. Vater Lou hat seiner Tochter Sofia und seinem Sohn Gio viel Land vererbt. Die beiden Kinder suchen jedoch vergeblich nach einem ehrbaren Andenken an ihren Vater. Beide haben sie nämlich eine traurige Kindheit hinter sich. Über all die Jahre hatten sie keinen Kontakt mit ihrem Vater. Aufgewachsen sind sie in einer Hippie-Kommune zusammen mit einer drogensüchtigen Mutter.

Die Sache mit der Freiheit. In Milena Mosers Roman „Land der Söhne“ hatten die Eltern in der Mitte des vorigen Jahrhunderts in Amerika die grosse Freiheit gesucht. Sie wollten der Enge und der Perspektivenlosigkeit hier in der Schweiz entfliehen. Doch der vielgerühmte „American Dream“ hat von der Familie unsägliche Opfer abverlangt. Welchen Preis ist man bereit, für ein Stück Freiheit zu bezahlen? Der neuste Roman von Milena Moser ist wohl auch ihr bisher bester. Milena Moser und ihr Amerikaroman sind am 6. September in Brig zu erleben.

Text und Foto: Kurt Schnidrig