Geschichten eines Sommers

Geschichten, die ein Summer-Feeling vermitteln, sind in diesen hochsommerlichen Tagen gefragt. Wie aber müssen Sommergeschichten beschaffen sein, dass sie auch Sommergefühle rüberbringen? Es sind dies meistens Geschichten vom Abschiednehmen und vom Neubeginnen. In einem faszinierenden Ambiente und in einer ungewohnten Ferien-Sommer-Welt zu sich selber finden, das ist es, was vielen von uns vorschwebt. Nicht wenige erhoffen sich von einem Tapetenwechsel auch neue Impulse. In der emotionalen Anderswelt eines Urlaubs-Paradieses fällt es leichter, Unbequemes und Belastendes zu verarbeiten und zurückzulassen.

Die Seele baumeln lassen. Es ist eine besondere Fähigkeit von Autorinnen und Autoren, ihrer Leserschaft einen Blick in die Seele ihrer Protagonisten zu ermöglichen. Eine, die sich mit ihrem „Seelen-Striptease“ einen Namen geschaffen hat, ist die deutsche Autorin Nina George. Soeben herausgekommen ist ihr Roman „Die Schönheit der Nacht“. Es ist eine dieser Geschichten, die ein Summer-Feeling vermitteln.

Der Duft von Meer und Küste. Das Besondere an der Sommergeschichte „Die Schönheit der Nacht“ ist das Setting an der bretonischen Küste. Die sinnliche Sprachgebung der Autorin Nina George macht den Sommer an der bretonischen Küste spürbar und fühlbar. Beim Lesen riecht und schmeckt man förmlich den Duft von Meer und Küste. Nein, das ist kein Buch zum einfach schnell mal Durchlesen. Es ist dies eine sehr poetische und melancholische Geschichte.

Die Suche nach sich selbst. Die Protagonistin in dieser Sommergeschichte ist die Biologin Claire Cousteau. Sie ist so Mitte Vierzig, sie ist also mitten im Leben angekommen. Sie hat eine Familie und einen Beruf, hat einiges erreicht in ihrem Leben, ist aber dennoch noch nicht ganz zufrieden. Irgendetwas scheint in ihrem Leben noch zu fehlen. Gemeinsam mit ihrer Familie will sie den Sommer in einem malerischen Ferienhaus in der Bretagne verbringen. Dort, umschlossen von Küste, Hitze und Stürmen, möchte sie zu sich selbst finden.

Die Botin aus der Fremde. Mitten in das bretonische Ambiente hinein platzt urplötzlich eine Frau namens Julie. In der Literaturtheorie kennen wir dafür die Bezeichnung „Bote aus der Fremde“. Der sogenannte „Bote aus der Fremde“ treibt die Handlung vorwärts oder gibt ihr eine entscheidende Wendung. Claire und Julie finden sich. Die zwei Frauen kommen aus verschiedenen Welten. Julie ist so ganz anders als die Biologin und Wissenschaftlerin Claire. Die viel jüngere Julie arbeitet in einem Hotel und möchte Sängerin werden. Die ältere Claire hat eine ganz andere Art zu denken als die jüngere Julie. So lernen die beiden Frauen voneinander.

Das Leben wieder schön finden. Das zentrale Thema in dieser typischen Sommergeschichte ist die Suche nach dem eigenen Ich und nach den eigenen Wünschen. Wer bin ich? Was möchte ich noch erreichen? So bringt die Autorin ihre Leserinnen und Leser dazu, auch über eigene existenzielle Fragen nachzudenken. Dies gelingt nur ganz wenigen Sommer- und Feriengeschichten.

Text und Foto (Symbolbild): Kurt Schnidrig