Körper und Geist

Was macht uns im Innersten eigentlich aus? Wie verhalten sich Körper und Geist zueinander? Und welche Rolle spielen die Emotionen? Wer nur geistig (kognitiv) arbeitet, der riskiert bald einmal ein Burnout einzufangen. Wer allzu emotional zu Werke geht, der riskiert als Schwärmer nicht ganz ernst genommen zu werden. Und wer nur physisch zu Werke geht, der agiert völlig kopflos. Es braucht in unserem Leben ein Zusammenspiel von kognitiven, emotionalen und physischen Faktoren. Eigentlich logisch.

Die norwegische Psychologin und Poetin Siri Hustvedt macht nun mit einem vielbeachteten Sachbuch erstmals explizit auf den Zusammenhang von Körper, Geist und Emotionen aufmerksam. Ihr Buch trägt den Titel „Die Illusion der Gewissheit“. Sie kämpft darin an gegen eine bisher unantastbare Gewissheit, die der Philosoph René Descartes schon im 17. Jahrhundert verbreitet hatte. Descartes hatte die Lehre von einem Dualismus von Körper und Geist in die Welt gesetzt. Er vertrat die Theorie, dass Körper und Geist unabhängig voneinander funktionieren. Eine Theorie, die zwar schon zu Lebzeiten des Philosophen in Frage gestellt wurde. Die Dualismus-Theorie von Descartes hielt sich in den Naturwissenschaften und im angelsächsischen Denken bis heute. Allzu lange hatte sich die Theorie von Descartes als unantastbar gehalten. Erstmals setzt sich nun Siri Hustvedt mit dem uralten Körper-Geist-Problem auseinander.

Ein neues Fester aufgestossen. Indem sie die Grenzen verschiedener Disziplinen verbindet, hat Siri Hustvedt als Universaltalent ein neues Fenster aufgestossen. Die Autorin arbeitet poetisch als Roman-Autorin, sie beschäftigt sich aber auch mit Hirnforschung, mit Psychologie und auch mit Philosophie. Sowohl als Psychologin als auch als Poetin betrachtet sie einen Sachverhalt von verschiedenen Seiten. In ihrem Buch weist sie auf einen grossen Irrtum hin, dem die Menschheit nun seit dreihundert Jahren aufgesessen ist. Geist und Körper funktionieren in einem engen Zusammenspiel. Diese wichtige Erkenntnis hat sich zwar mittlerweile durchgesetzt, doch legt Siri Hustvedt nun erstmals explizit in einem gut aufgebauten Sachbuch diese Zusammenhänge offen.

Geist und Körper spielen zusammen. Das spüren wir spätestens dann, wenn es uns nicht gut geht. Wer mit psychischen Problemen zu kämpfen hat, dessen Körper ist bald einmal ebenfalls angeschlagen. Umgekehrt ist ein fitter Körper wichtig, um gute Denkarbeit abliefern zu können. Dem wäre noch beizufügen, dass die Emotionen ebenfalls Wesentliches beitragen zu einer gut funktionierenden Harmonie von Körper und Geist.

Text und Foto (Symbolbild): Kurt Schnidrig. Buchcover: www.rowohlt.de