Fussball total bekloppt

Eigentlich sollte man als Mann ja fussballverrückt sein. Bei mir hält sich die Fussball-Begeisterung in Grenzen. Es sei denn, die Mannen auf dem Feld warten mit Spezialitäten auf. So wie Cristiano Ronaldo gestern beim Spiel Portugal gegen Spanien. Gut, die drei Tore waren ansehnlich. Aber Fussball ist ja auch ein sehr einfaches Spiel: „22 Männer jagen einem Ball nach, und am Ende gewinnen die Deutschen.“ Der Spruch stammt von Gary Lineker, dem legendären Tschutter der „Three Lions“. Es gibt viele legendäre Sprüche von Tschuttern. Nicht alle sind druckreif. Müssen sie aber nicht. Denn die Tschutter müssen es ja vor allem in den Beinen und Füssen haben.

Schuld an einem müden Kick ist meistens das Wetter. Dabei hat Lukas Podolski ganz klar gesagt: „Das darf keine Rolle spielen, ob da 50, 55 oder 70 Grad herrschen auf dem Platz.“ Naja, ich meine, spätestens bei 70 Grad werden die Männer auf dem Platz zu Hitzköpfen. Wobei, 70 Grad ist gar nichts, wenn man ein Fussballgott ist. Ein Moderator im deutschen Fernsehen, Heribert Fassbender, mit der ultimativen Wetterprognose: „Tagsüber, wenn die Sonne scheint, ist es hier noch wärmer.“

Nur keine Minderwertigkeitskomplexe! Ein Zitat von Cristiano Ronaldo ging um die Welt: „Sie beneiden mich, weil ich reich, schön und ein grosser Fussballer bin.“ Stimmt ja schon. Aber muss er das nun wirklich auch noch sagen? Der Deutsche Manuel Neuer dagegen ist im Vergleich zu Ronaldo ein Mauerblümchen: „Langsam habe ich das Gefühl, dass ich mit meinem linken Fuss mehr anfangen kann, als nur Bier holen.“ Fragt sich nur, wie schnell „langsam“ bei Podolski geht. Spätestens Mitte Juli ist die WM in Russland zu Ende.

Sprachlich mit Nachholbedarf. Reden und Interviews geben ist nicht so einfach wie Fussball spielen. Lukas Podolski auf die Frage, ob er sich mehr über sein Tor freue oder über das Unentschieden ärgere: „Es überwiegt eigentlich beides.“ Ja was nun, lieber Lukas? Sprachliche Ausrutscher von Fussball-Profis verzeihen wir gerne. Man versteht ja grundsätzlich schon, was sie sagen möchten. Rene Adler, auch deutscher Profi-Fussballer, wiegelt ab: „Es wird alles hochkristallisiert“. Jetzt lachen Sie nicht, liebe Leserin, verbessern Sie mal! Sehen Sie, gar nicht so leicht…

Fussballspielen will gelernt sein. Haben Sie, lieber Leser, gestern Nacht gesehen, wie der Spanien-Goalie David de Gea den Elfmeter von Ronaldo reingelassen hat? Der liess nun wirklich ein Riesen-Ei reinflutschen. Geht eigentlich gar nicht. Aber, wie alles im Leben, sollte man das Tschutten erlernen. Und das braucht Geduld. Einige lernen es nie. Bastian Schweinsteiger erklärt: „Wenn man eine neue Freundin hat, klappt auch nicht immer alles perfekt.“ Immer diese Verallgemeinerungen. Wenn man einen reinmachen will, dann geht das aber in jedem Fall nur mit vollem Einsatz, meint Lukas Podolski: „Wir müssen jetzt die Köpfe hochkrempeln – und die Ärmel auch.“ Wobei ich mich frage, tragen denn die Fussballer jetzt im Sommer nicht bereits Kurzarm-Leibchen?

Besser gar nicht denken! Die Frage, wie viel Intelligenz bei einem Fussballspiel vonnöten ist, hat Lukas Podolski klar beantwortet: „Ich denke nicht vor dem Tor. Das mache ich nie.“ Gut so! Man braucht beim Fussballspielen den Kopf ja bloss um Kopftore zu erzielen. Wozu aber geben die Clubs so viel Geld aus für Trainer? Damit die Spieler selber nicht denken müssen, logisch. Übrigens treten hin und wieder die Söhne in die Fussspuren ihrer Fussball-Väter. Alessandro Riedle, der 17 Jahre alte Sohn des Ex-Nationalspielers Karlheinz Riedle, spielt neu beim Bundesligist VfB Stuttgart. Sein Kommentar ging um die Welt: „Ich werde sicher nebenbei studieren, damit ich nicht komplett verblöde.“ Gut so, Alessandro!

Fussball ist Krampf und Kampf. „Für Streicheleinheiten müssen wir uns eine Katze kaufen“, sagte Bayern Münchens Torjäger Miroslav Klose. Fussball ist kein Spiel. Dies ist ja auch der Grund, weshalb Frauen besser nicht Fussball spielen sollten. Mario Basler meint es nur gut, wenn er sagt: „Ich bin ehrlich. Fussball ist nichts für Frauen. Wenn Mädels auf dem Rasen rumtoben wollen, sollen sie ein Netz aufstellen und Tennis spielen.“

Anspruchsvoller Fan-Gesang. Bei einem WM-Spiel zwischen Deutschland und Schweden grölten die deutschen Fans den tiefsinnigen Liedtext: „Zieht den Schweden die Schrauben aus dem Schrank!“ Ja, zieht mal den Schweden die Schrauben aus dem Schrank. Wegen den Schweden mit ihren blöden Schrauben im Schrank sitzen jetzt meine favorisierten Italiener zu Hause vor dem Fernseher.

Auch diese WM geht irgendwann zu Ende. „Wir dürfen jetzt nur nicht den Sand in den Kopf stecken“, rät Lothar Matthäus. Und Oliver Kahn wünscht, die WM würde zu Ostern stattfinden: „Wir brauchen Eier!“ Bis dahin gilt es, durchzuhalten. Als Fussballer und als Zuschauer. Immer in der männlichen Form. Denn: „Wir sind Männer und trinken keine Fanta“, meint Schiedsrichter Ahlenfelder. Na dann, Prost!

Die drei berühmtesten Worte sind „Ich liebe dich!“. Nicht aber im Fussball. Überlassen wir den bedauernswerten Italienern die Schlussworte. Neunmal hat Giovanni Trapattoni seine Italiener zum Meistertitel geführt. Berühmt sind seine Wutreden, wenn es nicht geklappt hat. Trappatonis drei berühmteste Worte lauten: „Ich habe fertig!“

Text und Foto: Kurt Schnidrig