Wunderbare Mary Poppins!

Phänomenal! Grossartig! Umwerfend! Das Theater La Poste dreimal ausverkauft!  Das begeisterte Publikum feierte die über 150 Mitwirkenden mit Ovationen und mit Szenenapplaus. Was das Team A+O Tanz unter der Leitung von Tanzpädagogin Jeannette Salzmann auf die Bühne zauberte, das war eine ganz grosse Kiste im Stile einer Broadway-Show (Bild).

Als Texter des Tanzspektakels „Mary Poppins“ war ich gespannt wie der Regenschirm von Mary Poppins. Wie würden die Choreographinnen mein Drehbuch umsetzen? Aus vier Büchern mit Mary-Poppins-Geschichten hatte ich bühnenwirksame Episoden zu zusammenhängenden Szenen zusammengestellt. Was ich zuerst auf Dutzenden von Drehbuch-Seiten mit vielen Worten ausbreiten durfte, das ging nun auf in wortloser Körpersprache, in getanzten Szenen und in ausdrucksstarker Choreographie. Was blieb, das war ein Text-Konzentrat, das war die Erzählstimme der Mary Poppins, die ruhig, gesetzt und ordnend aus den Lautsprecher-Boxen drang. Ergänzend zur Choreographie boten die eingängigen Melodien dem Publikum eine zusätzliche Interpretationshilfe. Unter der Leitung von Jeannette Salzmann und der Co-Assistenz von Michel Briand erarbeiteten die Tanzschaffenden Désirée Abgottspon, Isabelle Berchtold, Nathalia Elsig, Noemie Jeitziner, Rome-one Malcotti, Sonja Metzenbauer, Janyce Michellod und Patricia Ruppen Damouh eine aussdrucksstarke Inszenierung.

Mit einer unglaublichen Power schraubte sich das Tanzspektakel dem spektakulären Schlussbild entgegen (Foto). Eindrücklich das Zusammenspiel von Alt und Jung, Hip Hop und Ballett, Jazz und Kindertanz, vorprofessionell Auszubildenden und gestandenen Profis. Was all die tanz- und spielfreudigen Protagonisten auf der Bühne auszeichnete, das war ihre Tanzfreude und ihre unbändige Spiellust. Wunderschöne Kostüme und Tanzkleider, von klassisch bis flippig, sorgten für den mondänen Broadway-Touch. Ob Bienchen, ob Pinguine, ob Balletttänzerinnen oder Walzerköniginnen, ob kostümiert als Regentropfen oder ausgerüstet als Spiegelchen, alle gaben sie ihr Bestes. Dass die Talente ungleich verteilt sind, und dass man erst als Teenie oder sogar erst als Erwachsener seine Top-Leistung abrufen kann, das sei hier bloss als Randnotiz eingeschoben.

Unglaublich diese Bühnenpräsenz! Nicht selten war die grosse La Poste-Bühne bis auf den letzten Quadratmeter von Tänzerinnen in Beschlag genommen. Michael und Jane, die beiden pubertierenden Wundertüten, gingen im Publikum auf, verschwanden für Minuten, und waren rechtzeitig wieder zurück. Die ganz in Rot gekleidete Mary Poppins, immer mit dem obligaten Schirm und dem omnipräsenten Löffelchen voll Zucker ausgestattet, bestimmte schreitend, springend, rennend und schwebend als magische Persönlichkeit das Bühnengeschehen. Das sich leicht bewegende Bühnenbild sorgte für ein stimmungsvolles Ambiente. Relativ harte Musikstücke erfuhren eine Abschwächung und Einbindung im Wechsel mit stimmungsvollen und romantischen musikalischen Sequenzen .

Viel Phantasie und Kreativität verströmten die Songs, die poppigen und rockigen Töne genauso wie die romantischen und klassischen Musikstücke. Die mit „Mary Poppins“ eng verbandelten Musikstücke sorgten für Wiedererkennungswert, während die Evergreens und die aktuellen Songs das Tanzspektakel erklärend und ergänzend in unsere Zeit beförderten.

Das war ein grossartiges Tanzspektakel. Einfach supercalifragilistigexpialigetisch.

Text und Foto: Kurt Schnidrig