Röbi Kollers Geschichten

In der vergangenen Donnerstagnacht trat der TV-Moderator Röbi Koller im noblen „Schweizerhof“ in Bern vor ein grosses Publikum (im Bild links). Eine Welle von Sympathie schlug ihm aus dem Publikum entgegen. Mit seiner Sendung „Happy Day“ setzt er seit Jahren grosse Emotionen im Volk frei. Jetzt ist Röbi Koller auch unter die Buch-Autoren gegangen. „Umwege“ heisst sein Erstling, der im Wörterseh-Verlag erschienen ist. Im Talk mit Frank Baumann erzählte Röbi Koller eloquent und humorvoll von Höhenflügen, Abstechern und Sackgassen. Und er bezog auch zu sensiblen politischen Fragen offen Stellung.

Zu seinem 60. Geburtstag hat sich Röbi Koller den Traum vom eigenen Buch erfüllt. Er nennt es vorsichtig „eine Art von Autobiographie“. Denn eigentlich war ein Taxi-Buch geplant. Ja richtig, Röbi Koller hat vor wenigen Jahren das Zürcher Taxi-Permis bestanden. Nur hat er dann im Beruf des Taxifahrers nicht die Erfüllung gefunden, die er sich erhofft hat. Das Taxi-Gewerbe ist am Boden. Taxi-Chauffeure verdienen bloss 15 Franken in der Stunde. Die Taxi-Gäste sind unansprechbar, viele starren während der Fahrt nur aufs Handy. So hat Röbi Koller den Job als Taxi-Fahrer aufgegeben und ist TV-Moderator geworden. Die Sendung „Happy Day“ ist dem liebenswürdig und väterlich wirkenden Röbi Koller auf den Leib geschneidert.

Röbi Koller ist ein Publikumsliebling. Wie er das geschafft habe? „Beim Fernsehen überlebt nur, wer freundlich ist“, gibt Röbi Koller unumwunden zu Protokoll. Und: „Ich bin nicht der grosse Zampano der Unterhaltungsindustrie“, sagt er. Es gehe in „Happy Day“ um die Menschen, die er glücklich machen dürfe, diese stünden im Fokus. Doch wird die Abstimmung „No Bilag“ auch die Happy Days von Röbi Koller beenden? Lieber hätten wir Zuhörer mehr über Kollers neues Buch erfahren, aber das Bilag-Thema war wohl unvermeidlich. Immerhin legte Röbi Koller eine gewisse Objektivität an den Tag und bemängelte an den obligatorischen Gebühren, dass sie nicht einkommensabhängig seien. Und Koller warnte davor, dass menschenverachtende Unterhaltungs-Sendungen wie „Das Dschungelcamp“ bei den privaten Sendern durch eine Annahme der Initiative noch mehr Aufwind bekommen könnten. Punkt. Das Volk soll entscheiden. Röbi Koller hat auf jeden Fall nun zusätzlich ein Standbein als Buch-Autor.

Das Buch „Umwege“ von Röbi Koller erzählt von Höhenflügen, aber auch von Sackgassen. Diese beziehen sich vor allem auf seine vielen Reisen. So war er in Deutschland unterwegs, in Italien, Griechenland und in den USA, aber auch in gefährlichen Krisenregionen Afrikas und Südamerikas. Ein Highlight war insbesondere die Fahrt auf einem Expeditionsschiff in der Arktis. Das Buch von Röbi Koller ist ein kunterbuntes Sammelsurium von Geschichten und von Erlebnissen, die gewiss nicht uninteressant sind. Unter einer Autobiographie allerdings versteht ein geübter Leser etwas anderes.

Aber trotzdem: Wer Röbi Koller mag, und wer seine Sendung „Happy Day“ mag, der wird bestimmt auch einen Happy Day haben beim Lesen von Röbi Kollers Abstechern, Höhenflügen und Sackgassen.

Text und Foto: Kurt Schnidrig