Staunen unterm Nachthimmel

Am kommenden Freitag lässt sich in der Sternwarte auf dem Simplonpass wieder zum Nachthimmel aufblicken. Der zunehmende Mond und der Ringplanet Saturn werden die ersten Objekte sein, die sich beobachten lassen. Später werden die Teleskope auf die Kugelsternhaufen im Sternbild des Herkules und die Andromeda-Galaxie gerichtet sein. Auch ein Vortrag über ein astronomisches Thema ist vorgesehen. Tatsächlich ist die Kosmologie ein faszinierendes Thema, sie ist aber auch wissenschaftlich anspruchsvoll und nicht leicht zu vermitteln. Zahlreiche Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt versuchen zu erklären, was sich alles am Himmel abspielt.

Wie lässt sich die Wissenschaft von den Sternen, die Kosmologie, für eine breite Öffentlichkeit aufbereiten? Der Direktor des Institute for Computational Science der Uni Zürich versucht es mit einer aktuellen Buchpublikation. Ben Moore ist ein britischer Astrophysiker und sein Buch trägt den etwas seltsamen Titel „Gibt es auf der dunklen Seite des Monds Aliens?“ Der Titel suggeriert: Da will einer Wissenschaft möglichst populär vermitteln. Ben Moore beantwortet die 55 häufigst gestellten Fragen zum Universum. Warum kann man auf dem Mond so hoch springen? Kann man die Planeten anfassen? Warum heisst die Milchstrasse eigentlich Milchstrasse? Der Professor beantwortet all diese Fragen leicht verständlich und einleuchtend.

Etwas anspruchsvoller gibt sich das neue Buch der Astrophysikerin Sibylle Anderl. In ihrem Buch „Das Universum und ich“ gesteht sie sich ein, dass sich vieles, was sich da am Himmel abspielt, nicht restlos erklären lässt. Es sind lediglich Thesen und unbewiesene Theorien, die beispielsweise die „Dunkle Energie“ zu erklären versuchen. Da kommt der Autorin zu Hilfe, dass sie nicht nur eine promovierte Astrophysikerin ist, sondern dass sie auch noch über einen Magister in Philosophie verfügt. Vieles, was sich am Nachthimmel beobachten lässt, ist nämlich nur auf einem philosophischen Hintergrund erklärbar. Als Leser dürfen wir mitdenken und miträtseln.

Warum muss heute alles erklärbar sein? Das Geheimnisvolle und Vieldeutige öffnet der philosophischen Betrachtung Tür und Tor. Wir haben das Staunen verlernt. Wir haben verlernt, einfach mal sprachlos zu sein, zum Himmel aufzuschauen und uns als das zu sehen, was wir wirklich sind: klein und unbedeutend.

Peter Reber, der Berner Troubadour, stellt in einem seiner Chansons seine populär-philosophische Sicht  der wissenschaftlichen Kosmologie gegenüber:

Lueg emal dert ufe, gsehsch dert d Stärne? Gsehsch dr Mond, wo silbrig ufgeit? U du machsch gopfridstutz e so ne Lärme, wülls nid geng so wi s du gärn hättisch geit. Lueg emal dert ufe, gsehsch dert d Sunne, wo sit Jahrmillione jede Tag am Himmel steit? U du arme Tropf meinsch, wüll dir öppis syg misslunge, dass d Wält wäge dem amänt no undergeit.

Text und Foto: Kurt Schnidrig

Literatur: Sibylle Anderl: Das Universum und ich. Hanser Verlag, München 2017. 253 Seiten. Und: Ben Moore: Gibt es auf der dunklen Seite vom Mond Aliens? Verlag Kein & Aber, Zürich 2017. 117 Seiten.