Wenn d Gliser holzu tiänt

Adolf Imhof und Oskar Lagger waren das Traum-Duo der Oberwalliser Volksmusik-Szene. Beide beherrschten die Kunst des Komponierens und Textens in Perfektion. In einer „Hommage an Oskar Lagger“ sind anfangs Juni in Naters und in Münster einige der schönsten Walliser Volkslieder zu hören. Interpretiert werden sie vom Oberwalliser Lehrerchor, vom Männerchor Brig und vom Oskar Lagger – Männerchor.

Wie mir, geht es recht vielen ehemaligen Studierenden des Kollegiums Brig und des Oberwalliser Lehrerseminars. Ich durfte Adolf Imhof im Kollegium als mein Geographielehrer erleben, Oskar Lagger dann später im Lehrerseminar als Musiklehrer. Lieder wie „Abschied vom Gantertal“, „Zer Taferna“ oder „Gliser Tanz“ sind Gemeinschaftsarbeiten der beiden Volkspoeten. Als Tenor im Oberwalliser Lehrerchor bin ich in diesem Frühsommer ein glücklicher Aktiver an dieser „Hommage an Oskar Lagger“. Während der Probenarbeit unter der musikalischen Leitung von Hansruedi Kämpfen setzte es im Chor immer wieder höchst interessante Diskussionen ab. Zum Beispiel beim „Gliser Tanz“. Ist Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, diese frühere Walliser Welt und Sprache noch geläufig?

Im grossu Tannuwald het’s ä schuppu Bääjini, im altu Gliser Tanz git’s ä hüüfu Dräjini. Wenn d’Gliser holzu tiänt, git’s ä schuppu Titschini, wenn d’Gliser tanzu tiänt, git’s ä hüfu Meitjini.

Im wiitu Glisergrund het’s ä schuppu Fächjini, im Gliser Gmeinderat git’s ä hüfu Chrachjini. Wenn d’Gliser pflanzu tiänt, git’s ä schuppu Riäblini, wenn d’Gliser strittu tiänt, git’s cha trunggi Nitschini.

Ich gehe davon aus, dass echte Oberwalliser alles verstanden haben. Wirklich? Dann erklären Sie bitte mal „Dräjini“, „Titschini“, „Fächjini“, „Chrachjini“, „Nitschini“! (Die Lösungs-Vorschläge finden Sie unten stehend).

Zum Schluss noch eine philosophische (oder biologische?) Frage: Wenn d’Gliser tanzu tiänt, git’s ä hüfu Meitjini“.  Warum nur gibt es da beim Tanzen keine Büebjini ? Das ist eine offene (rein rhetorische) Frage.

Zum Bild: „Titschini“ vom Holzen. Im Hintergrund der Gliser Wald und das Glishorn. Foto: Kurt Schnidrig.

P.S. Lösungsvorschläge:  Dräjini: Drehungen, Umdrehungen des Körpers beim Tanzen; Titschini: Holzscheite, gespaltenes Holz; Fächjini: Garten-Beete; Chrachjini: Streitereien; Nitschini: Schläge, Ohrfeigen.