Schätze der Kindheit

Seit kurzem gibt es ein Onlineangebot für Verse und Reime. Das Schweizerische Institut für Kinder- und Jugendmedien SIKJM macht aktuell Hunderte von Versen und Reimen in 14 Sprachen zugänglich. Verse und Reime sind eine wunderbare Form, um Freude an Sprache und Rhythmus schon in früher Kindheit zu erleben. Verse und Reime bilden die Grundlage für die Sprachentwicklung und für die spätere Lust am Lesen. Die Datenbank Vers-und-Reim.net bietet Eltern und Fachpersonen einen nutzerfreundlichen Zugang zu diesen Schätzen der Kindheit.

Vers-und-Reim.net führt Verse nicht nur in den vier Landessprachen, sondern auch in den wichtigsten Migrationssprachen. Vater, Mutter, Oma, Opa, Lehrerin, Erzieher… alle Nutzerinnen und Nutzer der Datenbank können gezielt Verse suchen, neue Reime kennenlernen oder zu bestimmten Themen Materialien recherchieren.

Verse werden seit jeher von Generation zu Generation weitergegeben. Erziehungspersonen erfreuen damit die ihnen anvertrauten Kinder. Durch Verse und Reime werden Bindungen entwickelt und gestärkt. Verse können auch Brücken bauen zwischen Sprachen. Ein Ziel des SIKJM besteht darin, in unserer multikulturellen Gesellschaft verschiedene Herkunftssprachen von Kindern in einer Kita, einem Kindergarten oder einer Schulklasse einzubringen. Verse sind auch für fremdsprachige Kinder eine gute Einstiegshilfe beim Erlernen einer Zweit- oder Drittsprache. 

Verse und Reime gibt es zu allen Lebenslagen. Man unterscheidet entsprechende Typen von Versen: Abzählreime, Spiel- und Bewegungsverse, Fingerspiele, Kniereiter, Körper- und Massageverse, Sprachspiele und Zungenbrecher, Nonsense, Rätselreime und Wiegenlieder.

Weit herum bekannt sind die Abzählreime. Der vielleicht bekannteste geht in Walliserdeutsch so: Eis, zwei – Papagei; drii vier – Offizier; füf, sägsch –  alti Häx; sibu, acht – Kaffee gmacht; niin, zää – wider gää; elf, zwelf – jungi Welf; drizä, vierzä – Haselnuss; fuffzä, sächzä – dü bisch druss!

Beliebt sind auch die Nonsense-Verse. Hier ein Beispiel aus der Datenbank: Ein Huhn, das frass, man glaubt es kaum, ein Blatt von einem Gummibaum. Da ging es in den Hühnerstall und legte einen Gummiball.

Kinder freuen sich an den kleinen Geschichten, die in vielen Versen stecken. Sie geniessen die menschliche Nähe beim Versspiel mit ihren Eltern oder Betreuungspersonen. Leider ist dieser reiche Kulturschatz nicht mehr überall präsent. Der gesellschaftliche Wandel führt heute weg von der traditionellen Grossfamilie hin zu verschiedensten Familien- und Betreuungsformen. Damit ist das soziale Gefüge oft nicht mehr vorhanden, das früher für das Weitergeben der Verse aus der eigenen Kindheit vorhanden war. Aus all diesen Gründen lancierte das SIKJM unter Mithilfe des Bundesamtes für Kultur die Datenbank für Verse und Reime.

Quelle: www.vers-und-reim.net

Zum Bild: Verse und Reime in einem Briger Kindergarten. Foto: Kurt Schnidrig.