Der alte Brauch des Osterlachens

Witze und Gelächter gehörten bis ins 19. Jahrhundert hinein fest zu jedem Ostergottesdienst. Das sogenannte Osterlachen wird mit der Auferstehungsfreude in Verbindung gebracht. Die Pfarrerin Gisela Matthiae hat darüber ein Buch geschrieben. Der Titel ihres Buches lautet „Wo der Glaube ist, da ist auch Lachen“ (Kreuz-Verlag, Freiburg).

Wer bei uns zu Ostern einen Gottesdienst besucht, den erwartet viel Ernsthaftigkeit, im besten Fall ein herzhaftes und freudvolles Hallelujah. Doch für die Pfarrerin Gisela Matthiae geht das viel zu wenig weit. Lachen, schallendes Lachen soll zu Ostern angesagt sein. Wo gelacht wird, da ist auch die Lust nicht weit. So steht es in der Bibel! Wenn Sara und Abraham über die Verheissung, im hohen Alter noch ein Kind zu zeugen, in Lachen ausbrechen (1. Mose 17,17; 18, 12), sei das auch sexuell gemeint, ist die Pfarrerin überzeugt. Das hebräische Wort für Lachen bedeutet zugleich auch „Sex haben“.

Der Brauch des Osterlachens war gross angesagt in Basel und Zürich zur Zeit der Reformation. Da ist sogar von unflätigen Possenreissern die Rede. Die Prediger hatten zu Ostern ein einziges Ziel: Die Leute zum Lachen zu bringen. Um dieses Ziel zu erreichen, waren sie zum äussersten bereit. Einige krähten wie ein Hahn. Andere legten sich auf Mist und taten so, als würden sie gebären. Sie benutzten zweideutige Ausdrucksweisen und sie gebrauchten auch obszöne Worte und Gesten. Alles war zu Ostern erlaubt. Die Prediger würden sonst in leeren Kirchen sprechen, fürchtete man damals.

Die Theologin Maria Caterina Jacobelli fand Belege für das Osterlachen vom 9. bis ins 19. Jahrhundert. Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert war es sogar weit verbreitet und fester Bestandteil der Osterliturgie.  Wo gelacht wird, da ist Lebendigkeit. So steht es überdies auch in der Apostelgeschichte. Der Auferstandene erscheint den Jüngerinnen und Jüngern leibhaftig. Der Schrecken darüber verwandelt sich bald in Freude und diese findet ihren Ausdruck in einem gemeinsamen, fröhlichen Essen (Apg. 2,46f.).

Leider erscheint heute vielen das Lachen alles andere als christlich. In einigen Mönchsregeln wird Lachen gar als sündhaft dargestellt. Der Mönch Jorge in Umberto Ecos Roman „Der Name der Rose“ meint, es brauche Furcht und Angst, um glauben zu können. Er irrt. Wo gelacht wird, da siegt das Leben über den Untergang. Und häufig ist ein Lachen – oder zumindest ein Lächeln – der beste Türöffner zu den Herzen der Mitmenschen.