Foxconn – Arbeitsplatz des Grauens?

Foxconn wird häufig einfach als iPhone-Fabrik bezeichnet. Apple lässt ihre iPhones schon seit vielen Jahren dort produzieren. Immer wieder liest man in Medienberichten, wie schlimm die Arbeitsbedingungen in den Fabriken sind.

Zunächst will ich mal klarstellen, dass Foxconn nicht nur für Apple produziert. Folgende Technologiefirmen stellen ihre Produkte ebenfalls in der gleichen Fabrik her:

  • Acer
  • Amazon
  • Dell
  • HP
  • Intel
  • Microsoft
  • Nintendo
  • Nokia
  • Sony
  • Toshiba
  • Samsung

Man muss sich also eher die Frage stellen: Wer produziert nicht bei Foxconn? Diese Fabrik als iPhone-Fabrik zu bezeichnen ist also falsch! Es ist schade, dass sich die Medienberichte bei der Foxconn-Thematik häufig nur gegen Apple richten.

Insgesamt arbeiten gemäss einem Video von Steve Jobs 400’000 Leute auf dem Areal, manche Quellen sprechen sogar von über 1 Million Arbeiter. 40 Prozent der weltweiten Elektronik wird laut ABC News bei Foxconn hergestellt.

Unter welchen Umständen lassen Samsung, Apple und Co. ihre Produkte herstellen ? 20 Minuten veröffentlichte einen Beitrag, in welchem Dejian Zeng seine Erfahrungen in der Fabrik teilte. Er enthüllte einige interessante Details zur Arbeitsweise:

Bewerbung

Das sei ganz einfach. “Kannst du das Alphabet auf Englisch auswendig und deine Finger bewegen, bist du dabei.” Nach einer Sicherheitsschulung könne es dann mit der Arbeit losgehen.

Eintönige Arbeit

Dejian musste gemäss seinen eigenen Angaben 1800 Schrauben pro Tag an den iPhones anbringen. Eine sehr eintönige und langweilige Arbeit.

Die Arbeitsbedingungen

Dejian arbeitete Nachtschicht. Um 19:30 Uhr ging es für ihn los. Nach zwei Stunden hätte es die erste Pause gegeben, welche die meisten brauchen würden, um zu schlafen. Nach weiteren zwei Stunden gäbe es dann eine Pause von 50 Minuten. Man gehe in die Kantine und isst Gemüse, Poulet und Reis. Das Essen würde umgerechnet zwischen 70 Rappen und 1 Franken kosten. Wer während der Arbeitszeit beim Schlafen erwischt werden würde, erhält weniger Lohn. “Dieser beträgt übrigens im Schnitt 450 Franken.”

Die meisten Mitarbeiter hätten zudem kein eigenes zu Hause, sondern würden mit anderen Mitarbeitern in einem Saal schlafen, zehn Autominuten von der Fabrik entfernt.

Apple zeigt sich transparent

Immer wieder waren negative Medienberichte über schlechte Arbeitsbedingungen und Selbstmorde in den letzten Jahren zu lesen. Ein Image, das keine Firma will. Laut Businessinsider.com hat Apple daher insgesamt 16 Audits bei Foxconn durchgeführt. 99 Prozent aller Angestellten würden unter 60 Stunde pro Woche arbeiten. In den letzten fünf Jahren sei der Monatslohn zudem um mehr als 50 Prozent gestiegen und liege höher als der gesetzliche Mindestlohn in Shanghai. Zudem veröffentlicht Apple jährlich einen Report über die Arbeitsbedingungen im Unternehmen.

Steve Jobs relativierte die Situation

Auf der D10 Konferenz äusserte sich auch der ehemalige CEO Steve Jobs über die Arbeitsbedingungen bei Foxconn. “Es ist definitiv eine Fabrik. Aber sie haben dort Restaurants, ein Schwimmbad und ein Kino. Für eine Fabrik ist sie ziemlich ‘nice’.”

Bezüglich der Suizidrate meinte Jobs: “7 von 100 Menschen begehen einen Suizidversuch. Das ist unter dem Schnitt der USA (11 von 100). Aber dennoch ist dies gravierend für uns! Wir sind daher direkt vor Ort und versuchen die Situation zu verstehen und den Menschen zu helfen. Ich glaube, dass es viele Probleme gibt.”

Produktionsbedingungen und Umwelt als Schwerpunkte seit Cook

Im Jahre 2012 erwähnte Tim Cook in einem Interview, dass Apple in den Bereichen Produktionsbedingungen und Umwelt die Investitionen verdoppeln wollen. “Es ist sehr wichtig, dass wir in diesen Bereichen transparent sind.”

Schon seit dem Jahre 2006 führt Apple bei Foxconn eigene Umfragen durch, um das Problem vor Ort zu verstehen. Medienberichte sprachen aber weiterhin von sklavenähnlichen Zuständen und Kinderarbeit. Dies konnte von Auret Van Heerden, CEO Fair Labor Association, nicht bestätigt werden. Das grösste Problem seien die Überstunden. Es käme oft vor, dass Menschen sechs Tage die Woche und zehn Stunden pro Tag arbeiten würden. Rechtlich gesehen dürfte man nur 49 Stunden pro Woche arbeiten. Dieses Gesetz wird jedoch nirgends in der Region beachtet. Konsequenzen gibt ebenfalls keine. Genau diesem Problem wollte sich Tim Cook annehmen. Dies sei jedoch nicht so einfach, denn: “Viele Menschen wollen sehr häufig arbeiten.” 

Foxconn versprach gemäss einem ABC News Video im Jahre 2012, bis im Juli 2013 die Arbeitsstunden pro Woche bei gleichem Lohn auf 49 Stunden zu reduzieren. Dafür muss jedoch die Produktivität erhöht werden. Wer will schon drei Wochen auf sein neues Galaxy S8 oder iPhone 7 warten? Die Bemühungen die Arbeitsbedingungen zu verbessern, kosten zudem für Foxconn und die Hersteller Geld, welches schlussendlich auf die Produkte umgewälzt werden. Ich finde dies richtig und gut. Faire Arbeitsbedingungen und Grundregeln sollten überall auf der Welt eingehalten werden, auch wenn dies für die Konsumenten etwas kostet. Diesen Aussagen würden alle Firmen, die bei Foxconn produzieren, zustimmen. Alle wollen sich um jeden Arbeiter in ihrer Supply Chain kümmern. Dies tönt ja gut und schön aber von diesen Vorsätzen würden die Arbeiter oft nicht viel verspüren. “Ich weiss nicht, ob sie sich um uns kümmern. Ich bekomme von dem jedenfalls nichts mit”, meinte eine Frau im Video von LeakSourceArchive. Sie will lieber anonym bleiben, da ihre kritischen Äusserungen sie ihren Jobs kosten könnte.

Trotz den Bemühungen gibt es auch fünf Jahre später weitere negative Berichte zu den Arbeitsbedingungen. Wäre es für Apple allenfalls besser, in den USA eine eigene Produktionsstätte aufzubauen? Cook meinte 2012 dazu, dass Apple bereits mehrere Produkte oder Teile davon in den USA produzieren würde. (Der Mac Pro wird beispielsweise in den USA hergestellt) In einem anderen Interview erklärte Tim Cook, dass die chinesischen Menschen für diese Art von Arbeit sehr begabt seien. Allenfalls könnte jedoch Präsident Trump Apple dazu veranlassen, in den USA weitere Produkte zu produzieren. “Stellt die verdammten Dinger doch in unserem als in einem anderen Land her”, so der Präsident. Tim Cook äusserte sich zu einer iPhone-Fertigung in den USA mit den Worten: “Wir haben die Augen offen für eine Produktionsverlagerung in die USA.”

Bis es jedoch so weit ist, werden die iPhones weiterhin bei Foxconn hergestellt. Die Wahrheit zwischen Arbeitsplatz und Ort des Grauens liegt wohl wie so oft irgendwo in der Mitte.

Quelle Beitragsbild: wikipedia.com

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