Musikstreamingdienst: Spotify oder Apple Music?

Sei es im Auto, im Zug oder unter der Dusche, Musik begleitet uns überall. Dass sich mit Musik auch Geld machen lässt, erkannten Plattenfirmen oder Apple mit ihrem iPod früh. Die Zeiten von CDs oder einzelnen Songs kaufen sind aber vorbei. Heute wird Musik gestreamt. Dabei fallen immer wieder die Namen: Spotify oder Apple Music. Welcher Dienst besser ist?
Was ist ein Musikstreamingdienst? 

Kurz gesagt: Millionen von Songs, direkt und überall. Du hast also per Computer, Tablet oder Smartphone Zugriff auf Millionen von Songs, ohne eine CD kaufen zu müssen. Natürlich hast du auch die Möglichkeit eigene Playlists oder Radiostationen zu erstellen.

Klingt toll, oder? Ist es auch. Der Haken? Wer die Dienste vollumfänglich nutzen will, muss pro Monat rund 13 Franken bezahlen.

Wer bietet das an?

Es gibt vier grosse Player im Markt: Apple Music, Spotify, Tidal und Google Play Music. Gerne würde ich dir Apple Music und Spotify näher vorstellen. Die zwei Dienste bieten zwar ähnliche Features und Musik an, unterscheiden sich aber in einigen Punkten:

Apple Music oder Spotify?

Bei den Features beziehe ich mich auf die Apps auf dem Smartphone und zum Teil Tablet. (Natürlich gibt es auch Computer Versionen der Applikationen. Da Apple im September aber eine erneuerte Version von Apple Music auf dem Computer vorstellt und ich noch keinen Zugriff darauf habe, beschränke ich mich auf die mobilen Versionen. Bei Apple Music beziehe ich mich auf die neuste Version von iOS 10, welche ab Herbst verfügbar sein wird.)

Features:

Das Herzstück von beiden Diensten sind natürlich die Features selber. Bei beiden Musikdiensten kann man Playlists und Radiostationen erstellen. Dennoch unterscheiden sich die Dienste in einigen Bereichen:

Songs:

Beide Dienste bieten rund 30 Millionen Songs an. Krass, nicht wahr? So findest du höchstwahrscheinlich deine Lieblingssongs auf beiden Plattformen. Dennoch versuchen beide Firmen exklusive Deals für sich zu gewinnen. So sicherte sich Apple Music unter anderem Taylor Swift. Aufgrund vielen exklusiven Deals und Gerüchten, dass Apple Tidal übernehmen und damit noch weitere Deals für sich gewinnen könnte, gewinnt Apple diese Runde – 1:0

Mini Player:

Dass du auch während dem Musikhören weiter durch die unzähligen Songs stöbern kannst, bieten beide einen Mini-Player an. Dieser ist aber bei Spotify besser, da man nebem einem Stopp-Button mit einem einfachen Wisch auch im Mini-Player zum nächsten oder vorherigen Song wechseln kann. Beim Mini-Player in Apple Music kann man nicht zum vorherigen Song zurückkommen. Spotify gleicht also zum 1:1 aus.

UI:

Wie fühlen sich beide Dienste an? Am Design scheiden sich die Geister. Apple wird mit iOS 10 im Herbst ein neues Design für Apple Music vorstellen und das fühlt sich schon viel besser an, als die alte Version. Spotify kommt in schwarz, Apple Music in weiss daher. Spotifys Navigation befindet sich auf der linken Seite, bei Apple Music ist diese am unteren Rande zu finden. Die Navigation gefällt mir persönlich bei Apple Music etwas besser, da diese an sich nie ausgeblendet wird. Dennoch ist es durch Wischbewegungen in Spotify möglich, auch ohne Menüpunkte, in der App zu navigieren.

Spotify. Direkt werden passende Playlists angezeigt.
Apple Music zeigt sich im weissen Gewand mit grosser Schrift und Icons.

Apple Music ist beim User Interface aber inkonsistent. Wer auf dem iPhone Apple Music startet, sieht so was:


Ernsthaft? Wir sind im 21. Jahrhundert und kennen die grosse Wirkung von Bildern und wir sehen nur riesigen Text? Muss also was ganz wichtiges sein? Wohl nicht, denn auf dem iPad sehen wir einen anderen Startscreen. Der Text wird hier versteckt:


Die Idee ist an sich nicht schlecht. Beim Startscreen hat man beim iPhone direkten Zugriff auf seine Playlists, Künstler oder auch auf Alben, die du kürzlich gehört hast, ganz egal, ob du diese von Apple Music streamst oder per iTunes wie früher auf das Smartphone geladen hast. Spotifys Startseite überzeugt mit einer Präsentation von Playlists, welche perfekt zur Tageszeit passen. Am Freitag Abend werden trendige Chartsplaylists präsentiert, nachts um 1 Uhr leise Jazz-Töne. Zudem kann man mit einem Klick direkt auf eine Chartsplaylist zugreifen.

Und so sehen beide Player aus:


Bei Apple Musics neuer Version ist vieles einfacher geworden. Endlich lassen sich Playlists mit weniger Klicks erstellen und der gesamte Look and Feel ist besser geworden.

Jedoch fühlt sich die App von Spotify durchdachter an. Gerade bei der iPad Version erkannte ich weitere Mängel. Der Player ist beim iPad nicht im Vollscreenformat, sondern erstreckt sich über etwas mehr als 1/3 der Bildschirmbreite. Es wirkt, als wolle Apple, dass wir nicht zu lange beim Player verweilen. Dennoch wird von mir aus gesehen dadurch der aktuellen Musik sehr wenig Beachtung geschenkt.

IMG_1084

Zudem gibt es bei grossen Playlists auf der linken Seite ziemlich viel “Whitespace”. Weissraum ist zwar ein häufig verwendetes Designelement, dennoch werden die Möglichkeiten eines iPad Displays nicht voll ausgenutzt – es ist einfach viel leerer Platz:

IMG_1086

Mit weniger Klicks, kommt man in Spotify irgendwie zu mehr. Zudem laden die Songs bei Spotify unheimlich schnell. Da erinnert rein gar nichts an Streaming. Man ging bei der App von Spotify definitiv zunächst vom Benutzer aus – diese Freundlichkeit spürt man und vermisst man gleichzeitig bei Apple Music. Damit liegt Apple Music nun mit 1:2 hinten.

Special Features:
Beide Streamingdienste bieten Features an, welche man beim anderen Dienst vergeblich sucht.

Spotify:

Sport: Bei Spotify ist es möglich, dass dir eine fixfertige Playlist deines Jogging-Tempos erstellt wird. Damit läufst du den letzten Kilometer bestimmt schneller.

“Quick Look”: Du kennst es bestimmt auch. Du möchtest den jetzigen Song zwar nicht stoppen aber willst in einen anderen Song nur mal kurz reinhören. Klicke dafür einfach länger auf einen Song und du hörst einen Ausschnitt des Liedes an.

Apple Music:

Connect: Apple bietet den Künstlern eine Art Music-Social-Media an, wo sie Fotos und Videos posten können. Followers sind ihren Stars dadurch immer ganz nahe.

Beats  1: Zudem setzt Apple auf ihren Radiosender Beats 1, welcher aus New York, Los Angeles und London dir die neusten Tracks spielt. Die Moderatoren sind hip und vom Fach.

Beide bieten tolle Features an. Damit erhalten in dieser Runde beide einen Punkt: 2:3 für Spotify.
Kosten:

Beide Dienste verlangen für die Pro-Versionen 13 Franken pro Monat. Mit dieser kannst du unter anderem Songs downloaden, sodass du auch offline Zugriff auf Musik hast. Ebenfalls lassen sich beide Dienste gratis nutzen. Bei Spotify wird man jedoch hie und da von Werbung unterbrochen. Zudem kann man auf mobilen Geräten Playlists nur im Shuffle-Modus anhören. Bei Apple Music ist bei der gratis Version nur Beats 1 dabei. Jedoch kann Apple Music für drei Monate gratis getestet werden.

Auch hier ein Unentschieden zwischen den Diensten. Aktueller Stand: 3:4 für Spotify.

Philosophie:

Ja, bei beiden Diensten streamen wir Musik und dennoch gehen die Unternehmungen sehr unterschiedlich mit Musikstreaming um. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass man bei Spotify schon vorher wissen sollte, was man gerne hört. Das Unternehmen kümmert sich weniger darum, dir neue Musik zu zeigen, auch wenn dies möglich ist. Daher fühlt sich Spotify für mich eher wie ein neues aber statisches iTunes mit allen Songs an. Apple Music dagegen kümmert sich sehr um die musikalischen Inhalte. Eine eigene Sektion “Für dich” und Radio 1 sollten dir immer neue Tracks anbieten. Falls du also offen für Neues bist, ist Apple Music für dich. Zudem sind die Playlists von Apple Music meist kürzer, sind aber von Musikkuratoren erstellt worden. Alles in allem wirkt es, als ob Apple die Musik viel mehr schätzt als Spotify, wo Songs einfach nur wiedergeben werden. Apple Music gleicht aus: 4:4.
Fazit:

Für mich gibt es folgende Szenarien:

  1. Der “Ich will alles Typ”

Willst du Apple Music und Spotify nutzen aber nur für ein Abo bezahlen? So hole dir ein Apple Music Abo. Da du mit dem gratis Account bei Spotify auf alle Inhalte zugreifen kannst, bekommst du von beiden Welten das Beste.

2. Der “Ich will neues Entdecken Typ”

Wenn du bereit für neue Musik bist, dann ist Apple Music der richtige Streamingdienst für dich. Mit persönlichen Playlists und der Sektion ‘Für dich’ wirst du immer neue Musik finden und dein Wissen in deinem Genre vertiefen. Vor allem Hip Hop Fans werden mit Beats 1 zusätzlich neue Tunes finden.

3. Der “Ich will es ‘einfach’ haben Typ”

Bist du jemand, der einfach gerne Musik hört, sich aber nicht gross um die Funktionen Gedanken machen will und sozusagen immer nur die dir schon bekannten Bands hörst? Dann ist Spotify dein Freund. Schon beim Startscreen leuchten dir passende Playlist zu jeder Tageszeit entgegen. Ein Klick und schon bist du in einer Playlist mit duzenden Songs.

4. Der “Ich will nichts bezahlen Typ”

Wenn du nichts bezahlen willst, ist Spotify das richtige Abo, da du mit Apple Music nur Beats 1 hören kannst.

Ich glaube, dass Spotify gerade durch die unglaublich vielen Playlists ein besseres Gesamtpaket für die meisten Benutzer ist. Apple Music hat jedoch mit dem neuen Update einiges wieder gut gemacht. Ich überlege mir, ob ich ein Switch von Spotify zu Apple Music wagen sollte, da man auf die Spotify Library auch gratis Zugriff hat – dies wäre wohl die beste Kombination. So kann ich mein Wissen in meinem Lieblingsgenre vertiefen und kann dennoch auf sämtliche Spotify-Playlists zugreifen. Müsste ich mich jedoch für einen Service entscheiden, so würde ich heute Spotify Apple Music vorziehen. Spotify ist mehr ‘Click and go’, wo man bei Apple Music viel aktiver Music hören sollte. Mir fehlt bei Apple Music aber die Einfachheit. Wenn ich zum Beispiel mexikanische Musik zum Essen spielen möchte, suche ich in Spotify einfach danach. Bei Apple Music führte die Suche nicht zum gewünschten Ziel. Die Spotify-App ist einfach besser für das Smartphone konzipiert. Mit weniger Klicks, kommt man zu mehr.

Apple Music ist wohl der bessere Dienst aber die App kommt einfach nicht an Spotify ran; Mobile, wie auch auf dem Desktop. Schade, denn Apple Music kümmert sich viel mehr um das, um was es eigentlich geht; die Musik.

Quelle Titelbild: Ursprungsfoto: Pixaby

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.